WARUM SCHLUSS MIT KABARETT?


Henning Venske, 2019
© Bernd Brundert (Abdruck frei, 300dpi, Download hier.)

Schopenhauer war der Ansicht: „So sehr auch auf der Bühne der Welt die Stücke und die Masken wechseln, so bleiben doch in allen die Schauspieler dieselben. Wir sitzen zusammen und reden und regen einander auf, und die Augen leuchten, und die Stimmen werden schallender: ganz ebenso haben andere gesessen, vor tausend Jahren: es war dasselbe, und es waren dieselben: ebenso wird es sein über tausend Jahre.“ 

Schopenhauer ist nicht ganz präzise: Die Stücke wechseln nicht. Seit die Menschheit denken kann, seit die Satire vor 2500 Jahren von Aristophanes & Co in Athen erfunden wurde, geht es immer um dieselben Themen: Krieg und Frieden, Arm und Reich, Macht und Ohnmacht, Moral, Gesundheit, Ausländer, Korruption sowie Mann und Frau.

Im vergangenen Jahrhundert ist ein einziges Thema neu hinzugekommen: Die Atomtechnik. Die erste Technik, die es der Menschheit erlaubt, sich selbst auszurotten.

Das war vorher nicht möglich.

Was wechselt, da hat Schopenhauer Recht, sind die Masken des regierenden Personals.

Was Schopenhauer aber nicht wusste: Es sind keine Masken, es sind tatsächlich die Visagen. Austauschbare Visagen und austauschbare Charaktere. Ihre Aufgeblasenheit, Dummheit, Eitelkeit, Nutzlosigkeit, Schwatzhaftigkeit, Habgier, Rücksichtslosigkeit und ihr Größenwahn sind seit zweieinhalbtausend Jahren unverdrossen im Amt.

Wenn Kabarettisten heute hören „na, da ist doch jetzt eine gute Zeit für euch, die Politik liefert doch Stoff ohne Ende“, können sie nur sagen: Auch wenn sich die Namen der verantwortlichen Blödmänner ändern – sie sind doch nur ihre eigenen Wiedergänger, und die ständige Wiederholung ihrer Fehler, Versäumnisse und Verbrechen zwingt auch den politischen Kabarettisten dazu, sich ständig zu wiederholen. Das ist auf Dauer langweilig. Alle Witze über Regierende und Regierte wurden gemacht und entsprechend belacht.

DARUM.


(c) 2024 Henning Venske