General Gaga
Vor einer Woche habe ich’s geahnt, heute meldet die Tagesschau:
Generalinspekteur will Frauen bei Wehrpflicht einbeziehen

Reicht Freiwilligkeit aus, um die Personalnot bei der Bundeswehr zu lindern? Nein, sagt Generalinspekteur Breuer. Ein neues Wehrdienstmodell müsse auch verpflichtende Anteile haben – und auf Gleichberechtigung setzen. „Wir haben im Moment eine ausgesetzte Wehrpflicht, die laut Grundgesetz allein auf die männliche Bevölkerung zielt. Hier sollte man Gleichberechtigung herstellen. Aber dazu brauchen wir erst eine entsprechende politische und gesellschaftliche Diskussion“, sagte Breuer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Deutschland müsse kriegstüchtig sein. Wollen wir mit diesem hirnlosen mittelalterlichen Etappenhengst wirklich noch diskutieren?
N’allez pas à la guerre! Zieht nicht in den Krieg!
Walter Gröger, Matrose der deutschen Kriegsmarine, wurde im März 1944 von einem Marinekriegsgericht wegen Fahnenflucht zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Dieses Urteil wurde im Juni 1944 wieder aufgehoben. Im Januar 1945 wurde Matrose Gröger auf Antrag des hitlerischen Anklägers, des Marinerichters Hans Karl Filbinger (von 1966-1978 Ministerpräsident in Baden-Württemberg), zum Tode verurteilt und am 15. März 1945 in der norwegischen Festung Akershut erschossen. Der furchtbare Jurist und Politiker Filbinger lebte 94 lange komfortable Jahre, Walter Gröger wurde mit 22 Jahren ermordet. Am 27. Juni 2024 wäre Walter Gröger hundertundzwei Jahre alt geworden. Das ist ein Anlass, über Deserteure nachzudenken und über den Schwachsinn, den Militaristen zu veranstalten fähig sind.
„Wer Putins Weg hasst und die liberale Demokratie liebt, ist uns in Deutschland herzlich willkommen“ hat Bundesjustizminister Marco Buschmann im Frühjahr 2022, kurz nach dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine, behauptet. Damals konnte man Sätze hören wie „Allen, die sich dem Krieg verweigern, muss Schutz gewährt werden – sowohl aus der Ukraine als auch aus Russland!“
Bis November 2023 hat es 3.500 Asylanträge von russischen Wehrpflichtigen gegeben, die nicht für Putin in den Krieg ziehen wollten – 92 „wehrfähige“ Personen aus Russland haben in der Bundesrepublik Asyl erhalten. Diese lächerlich geringe Quote beweist, mit welch peinlicher Propaganda Deutschland und die EU Politik betreiben: Sie fordern Russinnen und Russen auf, Putin nicht zu unterstützen, versperren ihnen aber zugleich sichere Fluchtwege und bieten alles andere als großzügigen Schutz …
Ukrainischen Männern, die nach Deutschland geflohen sind, um nicht in den Krieg ziehen zu müssen, ging es zunächst ungleich besser. Nun aber vertritt die CDU die Meinung: Diesen Leuten soll das Bürgergeld gestrichen werden – damit sie der „Einladung“ des ukrainischen Verteidigungsministers folgen, nach Hause zurückkehren und dort die erschöpften Frontsoldaten ablösen. Dies sei eine Frage der Gerechtigkeit den Soldaten und ihren Familien gegenüber, argumentierten die christlichen Konservativen mit ihrem Feldhauptmann Roderich Kiesewetter an vorderster Front. Und FAZ-Redakteur Peter Karstens machte schon vor einiger Zeit eine atemberaubend menschenfreundliche Rechnung auf, die er „das Ukraine-Paradox“ taufte: Die Bundesrepublik, so Karstens‘ These, konterkariere ihre eigenen milliardenschweren Militärhilfen für die Ukraine, wenn sie zugleich „220.000 Männer mit Bürgergeld unterhält, die sich seit Kriegsbeginn aus der Ukraine in Sicherheit gebracht haben“. Deutschland zahle damit „deutlich mehr Geld für den Lebensunterhalt ukrainischer Wehrdienstverweigerer, als es in die Ausbildung und Ausrüstung der ukrainischen Verteidiger gegen die russische Aggression investiert“. Das ist doch mal eine gute Nachricht! Ich fürchte allerdings, die FAZ meint das nicht so – das Blatt drückt sich manchmal nur etwas missverständlich aus…
Wehrfähigen jungen Männern in Deutschland ist auf jeden Fall anzuraten, rechtzeitig einen Fluchtweg auszukundschaften: In der Bundesrepublik Deutschland ist die Wehrpflicht nur ausgesetzt, sie ist aber nach wie vor aktivierbar, das heißt, die Regierung behält sich vor, ihre „kriegstauglichen“ Jünglinge, wenn nötig, zum Morden und Sich-Töten-Lassen zu verpflichten. Also – der zur Zeit noch etwas lasche Umgang mit Desertion und Wehrdienstverweigerung kann schnell ins Gegenteil umschlagen und den grundsätzlich beanspruchten staatlichen Zugriff ratzfatz verschärfen. Der Schoß, aus dem Filbinger und Konsorten krochen, ist fruchtbar noch…
Was ist zu befürchten? Bislang trifft der Zwangsdienst, die Wehrpflicht, nur Männer, weil man traditionell der Ansicht ist, man könne den Frauen außer Kinderkriegen, Erziehung und Haushalt, dem Kampf um gleichen Lohn für gleiche Arbeit und die Quote bei einflussreichen Positionen, nicht auch noch den Waffendienst aufhalsen. Das allerdings – werden Trommelfeuerfans schon bald feststellen – das zeigt eine völlig unzeitgemäße praefeministische Einstellung, und das in einer Zeit, in der die Feldherrinnen Merkel, von der Leyen, Kramp-Karrenbauer, Lambrecht und Baerbock keiner Aufrüstung im Wege standen und höchst männlich die Kommandogewalt in unserem Land innehatten und haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass patriotische Politiker schon bald neue gesetzliche Vereinbarungen für den Kriegsfall fordern werden: Man müsse die Last der Landesverteidigung gleichmäßig auf alle Schultern verteilen, werden sie argumentieren, und deswegen müsse man die Pflicht zur Einbeinigkeit, zum Kopfschuss und zur Verkrüppelung an Leib und Seele auch für die wehrfähigen Mädchen zwingend vorschreiben, denn den alten Leitspruch „Krieg du die Kinder, ich bringe sie um“ – diese Form der Arbeitsteilung halte man „in der heutigen Zeit“ für absolut unzeitgemäß..
Was die Herren dabei nicht bedenken: Die Frauen haben – jedenfalls in unserem Land – die Forderung „Mein Körper gehört mir“ durchgesetzt. Frau wird also angesichts einer neuen Wehrpflicht-Gesetzeslage gewiss das einzig Richtige tun: Totalverweigerung oder Fahnenflucht.Vielleicht wird dann sogar die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Frau Dr. Eva Alexandra Ingrid Irmgard Anna Högl, geb. Kampmeyer, ein Selfie mit untergetauchten ukrainischen Wehrdienstverweigerern und russischen Deserteuren in den sozialen Medien posten. Und dazu zitiert sie noch eine Zeile aus „Der Deserteur“ von Boris Vian:
Refusez d’obéir! – Verweigert den Gehorsam!
24.Juni 2024