SIEG AM HINDUKUSCH

Als die „kriegsähnlichen Zustände“ Ende 2001 begannen, diente der Bundeswehreinsatz in Afghanistan der Vernichtung von Al Quaida. Als das daneben ging, kämpfte die Truppe für den Schutz der Menschenrechte, also Frauen nicht hauen und so, und das mit durchschlagendem Erfolg: Heute dürfen Frauen nicht nur unverschleiert studieren, sondern sogar betrunken Auto fahren. Und erfreulich ist auch, dass unsere Soldaten bei den eingeborenen Frauen wahnsinnig beliebt sind, weil deren Männer ja meistens in der Moschee sind oder bei einer Steinigung.
Ziel der deutschen Politik war es von Anfang an, „stabile Verhältnisse“ zu schaffen, und heute können wir feststellen: An den Steilhängen des Himalaya ist die optimale Stabilität total stabil !
Um diese Stabilität zu erreichen, bildeten die deutschen Friedensstifter erstmal einen Großteil aller Afghanen zu Polizisten aus, die in Finanzämtern, bei der Straßenreinigung, auf U-Bahnsteigen und bei der Verfolgung von Drogenhändlern für geordnete Verhältnisse sorgen sollten. Unsere Jungs kümmerten sich um die Ansiedlung von Deichmann-Filialen in der Fußgängerzone von Kabul, und als Altenpfleger fütterten sie in Seniorenresidenzen afghanische Greise. Sie überredeten die Bauern, ihre Mohnplantagen aufzugeben und stattdessen Grünkohl anzubauen. Heute gibt es in Afghanistan mehrere Weinköniginnen und Karnevalsprinzen, und RTL erwägt sogar, Afghanen demnächst im Dschungelcamp auftreten zu lassen. In etlichen ländlichen Regionen sind die Taliban-Bürgermeister in die CSU eingetreten und züchten Ammerländer Sattelschweine, und schon bald werden im ganzen Land Schweinske-Filialen aus dem Boden schießen. Ohne Frage wird auch die Korruption sehr bald westliches Niveau erreicht haben…
Längst vergeben und vergessen ist folglich jener Vorfall 2009, als afghanische Kriminelle das Benzin von zwei deutschen Tanklastwagen abzapfen wollten, woraufhin ein deutscher Offizier entschied, das ginge zu weit, was dazu führte, dass kaum noch Human-Material von 142 afghanischen Männern, Frauen und Kindern am Kundus-Fluss aufzufinden war. Der deutsche Verteidigungsminister äußerte subjektiv volles Verständnis für seinen Oberst, der zwar objektiv unangemessen gehandelt habe, aber subjektiv von der objektiven Richtigkeit seines subjektiv richtigen Handelns überzeugt gewesen sei.
Das haben dann auch die Afghanen schnell einzusehen gelernt.
Als andererseits zwei deutsche Soldaten in Afghanistan ums Leben kamen, konnte man im Fernsehen ihre Aufbahrung auf dem Kölner Flughafen sehen. Dazu erklang „Ich hatt’ ein’ Kameraden,” und per Laufschrift wurden am unteren Bildrand die aktuellen Aktienkurse eingeblendet. Das war eine schöne Bestätigung für die Notwendigkeit des militärischen Eingreifens am Hindukusch. Zum Glück muss dort nun nicht mehr unsere deutsche Freiheit verteidigt werden – das machen wir jetzt im Alpenvorland von Mali…

  1. 7. 21

(c) 2024 Henning Venske