Wieder Daheim
Retour aus jenem heiteren Land, wo’s rechtsradikale Bürgermeister gibt und ein eitel-geschwätziger Präsident Bodentruppen in die Ukraine schicken will, wo andererseits das Verkehrsministerium den „Code de la Route” bestimmt und nicht die Verkehrsschilder-Industrie, nach zwei Monaten in la douce France, wo picobello saubere Toilettenhäuschen in ausreichender Anzahl das Leben aller Menschen erleichtern, ohne aus ihrer Notdurft ein Scheiß-Geschäft zu machen, drängt es mich, meine Abwesenheit aufzuarbeiten, und ich sehe als erstes: Frau Strack-Zimmermann marschiert mit Herrn Hofreiter Huckepack zur deutsch-russischen Grenze, um dort persönlich für Abschreckung zu sorgen:
Des weiteren stelle ich fest: Der bayerische Ministerpräsident ist immer noch im Besitz aller Unfähigkeiten, die seine Stellung erfordert, der christdemokratische Oppositionsanführer versucht immer noch, seinen Mangel an Intelligenz durch Überheblichkeit auszugleichen, der Verkehrsminister ist der einzige, der es immer wieder schafft, lebendig einzuschlafen und tot aufzuwachen, der Gesundheitsminister hat nach wie vor im Angebot: Alle Kassen, keine Sprechstunde, der Kanzler versichert, von allem, was er in Zukunft tun wird, nichts gewusst zu haben, den Finanzminister vergisst man schon, während man noch mit ihm redet, der Nazichef von Thüringen benutzt meine Ohren immer noch als Müllschlucker für seinen akustischen Auswurf, und alle Volksvertreter sind sich einig: Die Politik darf keinen Schaden nehmen, der sich nicht rechnet.
ARD und ZDF haben das intellektuelle Schankrecht: Sie reden die Leute besoffen. Fast alle Medien bemühen sich nach Kräften, genau die Propaganda zu produzieren, die sie beim Feind so vorbildlich nachzuweisen versuchen.
Der Papst hat der Christenheit erklärt, die Ukraine solle den „Mut zur weißen Fahne“ zeigen und sich vor dem Suizid bewahren, indem sie Friedensverhandlungen zustimme. Deswegen schämt sich nun die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses als Katholikin in Grund und Boden – sie will lieber bis zum letzten Ukrainer kämpfen lassen. Dieser Meinung ist auch die Außenministerin – die steht nach eigener Aussage auf den Schultern von Joschka Fischer und der Generation der Großväter, zu der auch ihr eigener SS-Opa gehört. „Ich verstehe es nicht in diesen Zeiten“, kommentierte sie die Papst-Äußerung. Vielleicht sollte ihr mal eine aufgeweckte DDR-Bürgerin klar machen, dass es durchaus angenehmer ist, unter russischer Besatzung zu leben als tot im Straßengraben zu liegen.
Und immer wieder bemüht sich der christlich-demokratische Oberst a. D. und CDU-„Verteidigungsexperte“, eine politische Belanglosigkeit im XXL-Format, aber mit dem einprägsamen Vornamen Roderich etikettiert, um Aufmerksamkeit. Er will den Krieg nach Russland tragen und nicht mehr nur Ölraffinerien, sondern auch Bunker, Gefechtsstände und Kommandoposten angreifen lassen. Das würde auch der russischen Bevölkerung endlich klarmachen, was Krieg bedeute, sagte er. Ja, dieser Propagandaredner weiß, was Russen brauchen: Die Erinnerung an 20 Millionen Tote im 2. Weltkrieg oder auch die Belagerung Leningrads – sowas gerät ja schnell in Vergessenheit. Und dann hatte der kriegerische Roderich noch die wirklich gute Idee, die ukrainische Fahne müsse nicht neben, sondern auf dem Bundestag wehen… Nur ein Idiot kann die Unbeweglichkeit so einer Kriegstreiber- Gesinnung für aktive Friedenspolitik halten…
Kein Wunder, dass die SPD-Spitzenkandidatin zur Europawahl sogar EU-eigene Atombomben für ein gewinnbringendes Thema hält – „zur Abschreckung gehören Nuklearwaffen“ – und auch die Wehrpflicht gilt manchen wieder als Beitrag zur Konfliktlösung. Außerdem schickte der Verteidigungsminister die Kriegsmarine ins Rote Meer, um die deutsche Handelsflotte gegen die Drohnen von irgendwelchen Jemeniten zu beschützen. Ob dieser Einsatz uns Steuerzahler noch mehr kostet als die überhöhten Preise, die uns die Reeder wegen des Umwegs ihrer Schiffe in Rechnung stellen würden – das ist einem deutschen Kriegsminister traditionell wumpe.
Feuerschutz liefert ihm sicherheitshalber die Partei der Wirtschaft mit ihren stabilen vier Prozent im Rücken, die immer noch zu doof ist für Tempolimit und ein menschenfreundliches Lieferkettengesetz. Diesem gemeinschädlichen Verein ist Kinderarbeit in Afrika völlig wurscht, aber der Unternehmer, der in Asien seine Näherinnen mit Hungerlöhnen ins Elend treibt, liegt der Partei echt am Herzen. Ihr gut betuchter Chef hat sich für Sozialkürzungen ausgesprochen – ein „mehrjähriges Moratorium bei Sozialausgaben und Subventionen“ sei nötig, um mehr in die Aufrüstung investieren zu können, erklärte er. Ich wette, er besitzt Rheinmetall-Aktien…
Es ist schon ziemlich dreist, dass sich Vertreter der Regierungsparteien bei Demos gegen Rechts auf die Straße trauen, obwohl sie jede Gelegenheit nutzen, den Rechten die Wählerinnen und Wähler zuzutreiben… Und schließlich wurden wir noch darüber informiert, dass AfD-Abgeordnete doch tatsächlich Rechtsradikale in ihrem Stab beschäftigen. Na und? Ich hatte nicht erwartet, dass die Nazis ausgerechnet Antifaschisten einen Job geben.
Es ist nicht anzunehmen, dass die in diesem Text erwähnten Persönlichkeiten etwas mit dem Namen Bertolt Brecht anfangen können. Aber es wäre wünschenswert, wenn sie zur Kenntnis nähmen, dass dieser Dichter mal geschrieben hat, er „halte es für vollständig wertlos, mit Kriegshetzern zu diskutieren. (…) Das sind Feinde der Menschheit. Und sie müssen vernichtet werden, so gut man sie vernichten kann. Sonst kann die Menschheit nicht weiter existieren. Das ist im Namen der Humanität absolut notwendig…“
Zum Glück gibt es auch den Fraktionsvorsitzenden der größten Regierungspartei im Bundestag – der sorgte tatsächlich für einen Ausbruch von Vernunft im Hohen Haus, als er anregte, den Ukraine-Krieg erst einzufrieren und dann zu beenden. Ein ehemaliger Krawall-Botschafter der Ukraine in Deutschland nannte ihn daraufhin den widerlichsten Politiker aller Zeiten. Endlich ist Adolf Hitler diese Rolle los…
16. März 2024