Die schaffen das

Nach Ansicht des Bundespräsidenten Johannes Rau (heimgegangen im Januar 2006) war die Politikverdrossenheit der Bevölkerung vor allem auf die unverständliche Sprache von Politikern und verkürzte Wiedergabe in den Medien zurückzuführen. Immer weniger Menschen verstünden, worum es bei vielen politischen Entscheidungen gehe, meinte er. Und wörtlich:  „Besonders desaströs ist der Eindruck, wenn die Vorgänge im Zusammenhang stehen oder in die Nähe gebracht werden mit Korruption und unzulässiger Einflussnahme wie Bestechung oder Vorteilsannahme.“ Als ob er’s geahnt hätte: 

Was christdemokratische Hinterbänkler sich beim unanständigen Handel mit Atemschutzmasken in die Taschen gestopft haben, erregte in Betrügerkreisen allgemein Anerkennung, und die Bürger fragten sich bewundernd, wie ertragreich wohl der illegale Handel mit abgezweigten Impfstoffen war. Niemand weiß bislang, wem es Millionen eingebracht hat, dass es im Land an Impfstoff mangelte. Und in dieser Legislaturperiode wird das wohl auch nicht mehr geklärt werden. Aber dann…

Zum/zur Kanzler*in wird nicht gewählt, den/die alle für den/die Geeignetste*n halten, sondern der/die, auf den/die sich die meisten einigen können. Der/die Kanzler*in ist also auch immer der/die kleinste gemeinsame Nenner*in.

Söder?  Der lächelt immer so hinterhältig, dass es sogar in einer harmonischen Runde von Geistesgestörten unangenehm auffallen würde. Söder forderte: Vorsicht mit Vernunft! Diese Formulierung kennzeichnet seine Haltung zur Intelligenz.

Laschet hingegen hat ein eher bedrohliches Lächeln, wenn er völlig gedankenfreie, aber wie in Gelee gemeißelte Sätze formuliert. Laschet konterte mit  „Brücken-Lockdown!“  Ist Brücken-Lockdown dasselbe wie Ausgangssperre?

Göring-Eckart keifte :„Wir brauchen jetzt einen radikalen Wellenbrecher.“ Wen meinte sie – Söder? Oder den großen Denker Christian Linder? Der verfügt über ein breit gefächertes Spektrum an Inhalten, um die Aufgaben der Ziele in den Griff zu bekommen und um über ein effektives Programm zu den drängenden Fragen der Zeit klare Antworten zu geben, damit die berechtigten Interessen Deutschlands zukunftsfähig werden im Sinne einer freiheitlichen Gestaltung, auch und gerade für junge Leute.

Dieser Christian Lindner, an dessen Gesicht der Blick des Betrachters einfach abrutscht, behauptet, eine Ausgangssperre sei „unverhältnismäßig“. Das kann aber eigentlich nicht sein, denn das einzige, was wirklich unverhältnismäßig ist, ist die Redezeit, die das Fernsehen diesem Dödel einräumt.

In dieser für uns alle schwierigen Zeit formulierten die Medien eine Fülle einfallsreicher Thesen. Zum Beispiel: Die Politik muss jetzt sofort handeln, d. h., sie darf nicht untätig sein. Oder: Es bringt nichts, mit Horrorgemälden im Trüben zu fischen. Aber niemand kommt auf die Idee, mal die Wahrheit zu sagen: Es werden nur noch Reden gehalten, die nicht der Rede wert sind. 

Vielleicht sollte man mal ein Tier als Kanzler*in ausprobieren, am besten ein weibliches Tier, eine 16-karätige Goldhamsterin zum Beispiel. Das wäre dann mal eine Kanzlerin zum Anfassen.

14. 4. 21


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