Wenn die bunten Fahnen wehen
Mit mehr als 26 Millionen Toten hatte die Sowjetunion die größten Verluste der Alliierten im 2. Weltkrieg. 26 Millionen Tote – das war der Roten Armee und der hinter ihr stehenden Zivilbevölkerung die Befreiung Europas vom Faschismus wert. Wir im Ampel-Land hätten also jeden Grund zur Dankbarkeit und zu freundlichen Gedanken an die deutsche Niederlage 1945. Stattdessen setzten wir Polizei und Justiz in Marsch, um die letzten Reste an gemeinsamen Interessen mit Russland aus unserem Bewusstsein zu tilgen: Bei Gedenkveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs durften in Berlin keine russischen Fahnen gezeigt werden – sie könnten ja „im aktuellen Kontext als Sympathiebekundung für die Kriegsführung verstanden werden“, hieß es in einer aberwitzigen Pressemitteilung des Gerichts.




Die Flagge Russlands ist eine Trikolore und kann sehr leicht mit der der Flagge der Niederlande oder Frankreichs oder sogar Schleswig-Holsteins verwechselt werden. Nun mal davon abgesehen, dass jede staatlich angeordnete Beflaggung eine äußerst fragwürdige Demonstration von Nationalbewusstsein und deswegen ein durchaus albernes Ritual ist:
Den Russen, mit denen wir nicht im Krieg sind, ihre Fahne zu verbieten, an ihrem größten Feiertag, das ist vermutlich nicht nur revanchistisch, das ist auch hysterisch, kleinkariert und piefig. Solche Aktionen aus dem Ungeist von Frau Strack- Zimmermann und artverwandten Militärapostel*innen dienen nicht dem Frieden, sondern heizen die Kriegs-Stimmung an.
Dieses blödsinnige Verhalten der Behörden lehrt uns: Man kann in jedem System und unter jedem Regime kreuzunglücklich sein. Glücklich allerdings auch. Wie auch immer: Man hat nicht die geringste Kontrolle über die Geschehnisse, und angesichts der offiziellen Propaganda weiß auch niemand mit Sicherheit, ob diese Geschehnisse gut sind oder schlecht. Das einzige, was man einigermaßen kontrollieren kann, ist die Art, wie man die Ereignisse analysiert, und wenn man dann erkennt, dass man nicht wegen dieser Ereignisse unglücklich ist, sondern wegen des Urteils, das man über sie fällt, kommt man unweigerlich zu dem Ergebnis: Das beste, was einem passieren kann, ist, dass einem rechtzeitig der Himmel auf den Kopf fällt.