RANDNOTIZ (aus den Verhandlungsprotokollen)

Wie kann es in einer Zeit von Produktion und Überproduktion wie der unseren vorkommen, dass es noch arme Leute gibt? Ist es für anständige Bürger und Bürgerinnen nachvollziehbar, wenn sie in einer Epoche, in der jedermann in Samt und Seide gekleidet sein könnte, auf der Straße Elendsgestalten begegnen, die, in unvorteilhafteste Baumwoll-Lumpen gekleidet und übel riechend durch den Tag schlurfen…? Ist es für unsere Wählerinnen und Wähler zumutbar, dass menschliche Kreaturen an Hunger, Kälte, Dürre und Krankheiten krepieren, während sich Lebensmittel jeglicher Art in Hülle &Fülle auf sämtlichen Märkten unseres Globus stapeln, die Pharmakonzerne unermesslich viele Gesundheitsmittel anbieten und Klima-Anlagen alle Schikanen der Natur weltweit aufs Angenehmste ausgleichen?
Wir müssen der Menschheit eine stichhaltige Erklärung dafür liefern, warum inmitten unserer ungenutzten Reichtümer Leute existieren, die stur, steif und verbissen darauf bestehen, arm zu bleiben. Dass es sich dabei um Kriminelle handelt, die in Justizvollzugsanstalten am besten aufgehoben wären, sollten wir aus Kostengründen ausschließen. Wir sollten uns vielmehr darauf verständigen:
Armut ist nicht das Ergebnis eines mangelhaften und ungerechten Zustandes der Gesellschaft, sondern eine individuelle Degeneration physiologischer Art. Das heißt, menschliches Elend ist bedingt durch gestörte Funktionen und Abläufe im Organismus eines Individuums… Armut ist eine Neurose, und die Armen sind Geistesgestörte, Degenerierte, Abartige! Also letztendlich Kranke.
Die Bekämpfung dieses Wahnsinns ist in erster Linie eine Familienangelegenheit und keinesfalls Aufgabe der Politik, und schon gar nicht Gegenstand dieser Koalitionsverhandlungen.

21.10.21


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