Kalifat ist geil

Als Agnostiker stimme ich Voltaire zu, der meinte, das Judentum sei nicht einfach nur eine Religion, sondern die Wurzel allen religiösen Übels. Ohne Judentum gäbe es kein Altes Testament und kein aus einer Prophezeiung hergeleitetes Christentum. Und es gäbe auch keinen aus Judentum und Christentum plagiierten Islam und nicht jene Kräfte des „islamischen Dschihad“, die „Die Protokolle der Weisen von Zion“ auf ihre Website stellen, dieses von christlich-orthodoxen Vollidioten ersonnene Hirngespinst, die meinen, ganz Spanien sei ein dem Islam gestohlenes Land, doch man würde sich zur Not auch mit der Rückgabe Andalusiens zufriedengeben. Aber man will ja nicht unbescheiden erscheinen, und so wäre – folgt man den Anregungen akademischer (und „linker“) studentischer Kräfte – auch die Ausrufung eines Kalifats in Berlin für’s erste eine angemessene und friedensstiftende Politik.

Es ist ja beeindruckend und auch herzzerreißend, wie diese jungen dynamischen und gottesfürchtigen IS-Muslime auf Deutschlands Straßen ganz ohne Feuer & Schwert gegen eine aufgehetzte Polizei um mehr Menschlichkeit kämpfen! Wie sie, die gegen ihren Willen in Deutschland festgehalten werden, sich den schrecklichsten Zwängen unterwerfen müssen: lästigen Sprachkursen, unerträglichen Verkehrsregeln, einem bürokratischen Asylbewerberleistungsgesetz, das sie Tag für Tag fertig macht, demütigenden Sozialleistungen, die nicht mal für anständige Klamotten reichen, diese ganze schweinische Wertediktatur, dazu kommt die brutale Unterdrückung der Meinungsfreiheit und die vielen unanständigen Frauen in kurzen Röcken und mit offenen Haaren. Da ist doch alles nicht auszuhalten! Und wenn er mal krank wird, der IS-Muslim, muss er sich von einer unverschämten Krankenschwester oder – Allah behüte – von einer unreinen Ärztin behandeln lassen, deren Kittel womöglich auch noch einen Blick auf den Brustansatz frei gibt. Da kommt natürlich Sehnsucht auf nach einer reibungslosen Zwangsverheiratung und den dazu gehörenden Ehrenmorden. Aber hier in Deutschland hat der junge IS-Muslim ja nicht mal das Recht, sich von einer jesidischen Freiheitskämpferin ganz normal erschießen zu lassen… Und schlimm ist es auch, Tag für Tag niemandes Würde antasten zu dürfen – nichtmal Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Queere und Intersexuelle, darf man zusammenschlagen, diese sogenannten LGBTQIA-Kreaturen: das ist für normale Menschen wie die IS-Muslime unzumutbar, das hat auch Allah so nicht gewollt…

Die Fahnen und die gereckten Fäuste und Solidaritätsbekundungen der IS-Muslime mit Hamas, dieser humanistisch geprägten Befreiungsbewegung, die so demokratisch ist, dass sie seit 2006 keine Wahlen in ihrem Herrschaftsgebiet abhalten musste, versetzen die Ungläubigen in aller Welt in Aufregung. Gut so! IS-Muslime weisen darauf hin: Hätte die palästinensische Bevölkerung vor 18 Jahren statt Hamas die Softies von der Fatah gewählt und die PLO, diese Umfaller, die letztendlich die Juden nicht ins Meer schmeißen, sondern das Existenzrecht Israels anerkennen und den Terrorismus als politisches Mittel abschaffen wollten, dann gäbe es möglicherweise die phantastischen Tunnel in Gaza nicht, man könnte keine Raketen auf Israel abfeuern, das Volk Palästinas hätte niemals die großzügige Unterstützung der iranischen Theokraten erfahren und wäre heute weiter denn je von seiner Freiheit und Unabhängigkeit entfernt…

IS-Muslime bewundern Hamas für ihren Durchhaltewillen – es war ja von vornherein klar, dass so ein Massaker wie das am 7. Oktober 2023 in Israel schwere Nachteile für die Organisation selbst und schreckliche Folgen für die Bewohner des Gazastreifens nach sich ziehen würde. Na und?
Wir müssen alle unseren Beitrag leisten und Opfer bringen. Es geht um Befreiung! Und Befreiungsaktionen liegen allen IS-Kämpfern traditionell im Blut – die Flugzeugentführungen der siebziger und achtziger Jahre, das Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft 1972 in München, die Märtyrer mit den Sprenggürteln in den Schulbussen, der Bombenanschlag 1994 auf ein jüdisches Kulturzentrum in Buenos Aires, die effektiven LKW-Fahrten in Berlin und Nizza, die überaus erfolgreichen Attacken in Paris – das alles und noch viel mehr können freiheits- und selbstbewusste IS-Muslime von Herzen feiern. Jedes Blutbad ist ein Grund für Straßenparties, fröhliche Gesänge und die Verteilung von Süßigkeiten. Auch anlässlich der 3000 Toten am 9/11 im Jahre 2001 starteten in den Straßen von Gaza Freudenfeste – obwohl an jenem Fliegerangriff gar keine palästinensische Organisation beteiligt war.

Die IS-Muslime gratulieren Hamas, weil sie den strategischen Aktionsradius äußerst phantasievoll ausgedehnt hat: Keine afrikanische und keine südamerikanische Befreiungsarmee, ja nicht einmal die FNL (die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams) alias der Vietcong, wären jemals auf die tollkühne Idee gekommen, ein Musik-Festival à la Woodstock im Stil der Hamas anzugreifen…

Heute fordern die IS-Muslime die Hamas auf, sich „Muslim Interaktiv“ anzuschließen mit dem Ziel, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa ein Kalifat zu erschaffen! Europa braucht einen EU-Kalifen, der als „Stellvertreter Gottes auf Erden“ die weltliche und die geistliche Führerschaft innehat, was aufs angenehmste erinnert an die Machtfülle der christlichen Päpste im Mittelalter: Statt wie damals die Inquisition mit Scheiterhaufen voran zu bringen, setzen die Jungs von der IS-muslimischen Sittenpolizei schon bald in ganz Europa die Sharia durch, und zwar mit den überaus beliebten Steinigungen. Und damit löst das Kalifat dann zweifellos auch das Flüchtlingsproblem…

13. Mai 2024



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