Humor ist…

Habeck mal wieder. Der hat immer sowas Gebücktes, fast was Gestauchtes. Und immer, wenn ich seinen Kopf sehe, tut mir sein Hals leid, der diesen Grünzeugbehälter tragen muss… Habeck hat den Börne-Preis bekommen. Konnte man keinen angemessenen Homme de Lettres finden? Keine Femme de Lettres? Musste es wirklich ein Wirtschaftsminister sein? Habeck begann seine Preisrede so: „Als  ‘ungekochte Zeit’ bezeichnete Ludwig Börne die seine in einem seiner berühmten „Briefe aus Paris“. Es war eine Entgegnung, eine Schmähung seiner Kritiker. ‘Es kommt alles wieder so roh aus ihrem Kopfe, als es hineingekommen’. Den Rest seiner Redezeit verwandte Habeck darauf, zu begründen, warum Kotzen auch keine Lösung ist. Zwischendurch begegnete der Zuhörer Fragen der Art „Wie halten wir den öffentlichen Raum offen?“ – und Antworten vom Typ „Die Zukunft ist eine Aufgabe“. Anscheinend kleben die gleichen Redenschreiber, die sich schon für Karl Schiller, Otto von Lambsdorff, Martin Bangemann, Karl-Theodor zu Guttenberg, Rainer Brüderle und andere Lallbacken abrackerten, immer noch auf ihren Sesseln im Wirtschaftsministerium, und sie pflücken die schon seit langem welken Binsen: „In einem Umbruch leben wir auch heute. (…) Die globale Klimakrise ist nicht nur zu einer existenziellen Gefahr geworden – sie ist eine Bedrohung für das, was uns als Republik im Innersten ausmacht: unsere Freiheit, unsere Demokratie, unser sozialer und gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Die Klimakrise ist also eine Bedrohung der Freiheit? Ist sie nicht vor allem eine Bedrohung für’s Geschäft? Schade, dass der Minister nicht sagt, was er im Geheimen wahrscheinlich denkt: Wir müssen die Freiheit einschränken, um die Klimakrise zum Geschäft umzugestalten… Und selbstverständlich muss der Wirtschaftsminister auch eine Agitation einflechten zur Rechtfertigung der Kriegspolitik der Regierung: „Die europäische Friedensordnung der letzten Jahrzehnte ist heute durch einen neuen Krieg bedroht. Rufe werden lauter nach einem Frieden ohne Friedensordnung – was nur den nächsten Krieg vorbereiten würde“. Gibt’s dafür stichhaltige Beweise? Dass Habeck gelegentlich halluziniert, wissen wir ja, aber hört er jetzt auch Stimmen? Dann jedoch, völlig unverhofft, gelingt unserem Freizeitpoeten Habeck und seinen Hilfsschreibern doch noch ein außerordentlicher Gedanke: „Der Börnesche Witz – er mag verächtlich machen, aber er ist nie dogmatisch. Humor ist ein Stilmittel der Demokraten. Ideologen haben keinen“. Das heißt: Die AfD mit ihrer Naziideologie und ihren Judenwitzen ist absolut humorlos und die paar Kommunisten in unserem Land haben sowieso nix zu lachen, die sind total stillos. Undogmatischer Witz = Humor = Stilmittel > Demokraten. Dieses funktionale Verständnis von Humor – hat das eine Basis in der von Ihnen studierten Philosophie, Herr Dr.Habeck? Oder können Sie nur nicht formulieren, was sie eigentlich sagen wollten:  Die Marktideologen von der FDP sind genauso eine humorfreie Zone wie die Christdemokraten der CDU mit ihrer christlich-kapitalistischen Ideologie, und der Humor der SPD, deren Ideologie verlangt, niemals in den Verdacht sozialistischer Umtriebe zu geraten, hat sich spätestens mit der Gründung des deutschen Kaiserreiches erledigt. Und wie ist es um den Humor ihres eigenen Verein bestellt, Herr Dr. Habeck? Durch jahrelange akribische Beobachtung bin ich zu dem Schluss gekommen: Der vorletzte Mensch mit Humor bei den Grünen hieß Thomas Ebermann: Er platzierte seinen vorzüglich polarisierenden Witz am Rednerpult in bester Börnescher Tradition, aber er hat die Partei 1990 verlassen, und der letzte war der leider im letzten Jahr  gestorbene Thomas Kieseritzky: Dieser bekannte Frankfurter Rechtsanwalt, eine Zeitlang Mitglied bei den Grünen, hielt eines Tages auf einer Landesversammlung eine Rede, in der er über absurde Schlenker der sogenannten Realos derart ins Lachen geriet, dass er immer wieder losprustete und seinen Beitrag schließlich abbrechen musste. Wo hat man je so etwas erlebt: dass ein Parteimitglied vor Lachen über die eigene Partei einfach nicht mehr weiterreden konnte…?  Tempi passati, das Humorpotential der Grünen steht deutlich unter Null. Oder darf man annehmen, dass der grüne Herr Habeck beim Brainstorming im Parteivorstand dringend mehr Humor bei der Auseinandersetzung um die Wärmepumpe fordert? „Leute, mehr Witz, ganz wichtig! Und viel mehr Spaß beim Waffenhandel!“ Nein, nein, Sie, Habeck, und Ihre Grünen, Sie alle müssen sich sagen lassen: Ihre Ideologie folgt dem Kalkül der Machtteilhabe und den Richtlinien des Opportunismus. Deswegen enthält Ihre Ideologie auch immer eine kapitale ideologische Schwäche… Nein, nein, Sie, Habeck und Ihre Grünen, müssen sich sagen lassen: Ihre Ideologie folgt dem Kalkül der Machtteilhabe und den Richtlinien des Opportunismus. Deswegen enthält Ihre Ideologie auch immer eine kapitale ideologische Schwäche.

Resümee: „In der pluralen Gesellschaft ist die Küche schnell heiß“. Wir müssen „die Verhältnisse ins Lot bringen“, indem wir nicht aufhören, sie zu kochen und so verdaubar zu machen… Oder wir behandeln uns gleich wie winterharte Kübelpflanzen…

17. Juni 2023


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