Die Überschrift einfach weglassen – das ist Freiheit

1.
„Die Umstände haben mich gezwungen, jahrzehntelang fast nur vom Frieden zu reden. Nur unter der fortgesetzten Betonung des deutschen Friedenswillens und der Friedensabsichten war es mir möglich, dem deutschen Volk Stück für Stück die Freiheit zu erringen und ihm die Rüstung zu geben, die immer wieder für den nächsten Schritt als Voraussetzung notwendig war … Es war nunmehr notwendig, das deutsche Volk psychologisch allmählich umzustellen und ihm langsam klarzumachen, dass es Dinge gibt, die, wenn sie nicht mit friedlichen Mitteln durchgesetzt werden können, mit Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden müssen. Dazu war es aber notwendig, nicht etwa nun die Gewalt als solche zu propagieren, sondern es war notwendig, dem deutschen Volk bestimmte außenpolitische Vorgänge so zu beleuchten, dass im Gehirn der breiten Masse des Volkes ganz allmählich die Überzeugung ausgelöst wurde: Wenn man das eben nicht im Guten abstellen kann, dann muss es mit Gewalt abgestellt werden.“
Wer hat’s gesagt?
Der Hofreiter Toni? Frau Göring-Eckardt? Frau Baerbock? Frau Ricarda Lang? Frau Claudia Roth, Herr Cem Özdemir, Herr Robert Habeck oder Herr Omid Nouripour? Oder, auch sehr naheliegend, Frau Strack-Zimmermann?
Alles falsch: Es war Herr Adolf Hitler im November 1938.

2.
„Oh Freiheit, welche Verbrechen begeht man in deinem Namen!“ – sagte Madame Roland, eine der Aufklärung verbundene kluge Frau, kurz bevor man ihr im November 1793 auf der heutigen Place de la Concorde den Kopf abschlug.
Nunja, Freiheit ist ein dehnbarer Begriff – an jeder Ecke versteht man was anderes darunter. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ wurden in Deutschland traditionell eher gering geschätzt. „Deutsche Werte“ wie Ordnung, Zucht und Innerlichkeit standen immer etwas höher im Kurs. Wir wissen genau: Der einfachste Weg, jemandem zu erklären, was „Freiheit“ ist, ist ihn einzusperren.
Gott sei gelobt – die Zeiten sind vorbei, in denen unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt werden musste. Heute können wir uns darauf beschränken, einen militärischen Schutzwall von Königsberg bis Palermo zu errichten. Und diesmal stehen die Wachen auf der richtigen Seite!

3.
Gewiss – „Einigkeit und Recht und Freiheit“ sind relativ erstrebenswert. Einigkeit und Recht sind aber nicht das Thema, heute weisen wir darauf hin, wie frei man ist, wenn man den Geschmack von Freiheit mit einer Zigarette inhaliert, wie einen das Freiheitsfeeling umweht, wenn man am Wochenende in lieblicher Landschaft auf der Harley durch schlafende Dörfer reitet, und wie grenzenlos die Freiheit ausfällt, wenn man den Stau wenigstens in einem SUV aussitzt. Wie erfreulich ist es, dass man Freiheit kaufen kann – ganz einfach online in einem Reisebüro. Mehr Freiheit muss nicht sein… Aber eins hätte ich gern gewusst: Wie hätte die DDR wohl reagiert, wenn Menschen per Reisefreiheit zu ihr rein gewollt hätten statt raus?
Na gut, Menschen auf der Flucht – da sind schon einige Einschränkungen nötig, sonst verliert die Freiheit der Eingeborenen ihren Wert…

4.
Seit Perikles ist allgemein bekannt: Demokratie und Freiheit sind Gegensätze! Dieser Gedanke ist leicht nachzuvollziehen: Je größer die Freiheit des Kapitals, desto eingeschränkter die demokratischen Rechte derer, die nichts besitzen. Und: Je ausgeprägter die Staatssicherheit, desto beschnittener die Bürgerrechte. Oder: Gab es schon mal einen demokratischen Innen- oder Justizminister, der die Freiheit der Bevölkerung ausgeweitet hätte? Nein, gab es nicht. Nicht mal Heinemann…
Wir können, nein müssen noch einen Schritt weiter gehen und einen Blick ins Schatzkästlein der FDP werfen: Je freier die Demokraten, desto ärmer das Prekariat. Wer glaubt, demokratische Freiheit sorge bestimmt für soziale Gerechtigkeit, der beauftragt auch einen Höcke mit der Entnazifizierung der AfD.

5.
Alles nicht so schlimm – die meisten Menschen sind ohnehin bereit, auf Freiheitsrechte zu verzichten, wenn sie nur ihr Eigentum behalten dürfen: „Hauptsache, die Würde meines SUV bleibt unangetastet.” Und diejenigen, über die so viel geredet wird, nicht eingebürgerte muslimische Flüchtlinge zum Beispiel oder Obdachlose, nehmen an demokratischen Entscheidungsprozessen gar nicht erst teil. Die Freiheit haben sie…

6.

Wahlplakate enthalten bekanntermaßen Dummheit, Anmaßung und Etikettenschwindel. Aber manchmal auch ein Geständnis: Ein Vermögen (…Kohle) machen – das zählt!

10. Mai 2024


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