Die Schweinebande

Heute, liebe Kinder, erzähle ich Euch mal was von unseren deutschen Bauern, und ich beginne in den Jahren 1945/46. Damals gab es ja noch keine Bio-Bauern oder Landwirte, die nachhaltig Lebensmittel produzierten und so die Gesundheit der Konsumenten überwachten, und die auch gern ein wenig mehr für den Liter Diesel bezahlen…
Damals zogen tausende Geflüchtete aus Ostpreußen, Pommern oder aus dem Baltikum, die vor der russischen Besatzung in die britische Zone geflohen waren, durch das Land. Dazu kamen zahlreiche Menschen aus den von der Nazi-Armee besetzten Ländern Skandinaviens, die zur Zwangsarbeit „im Reich“ gepresst worden waren und nun auf dem Weg waren Richtung Dänemark. Die Bauern, Nährstand genannt und der deutschen Scholle heimattreu verbunden, auch sturmfest und erdverwachsen, verfolgten diese Völkerwanderung mit Abscheu. Hoffentlich waren diese Städter nicht ansteckend. Unterernährung? Neumodischer Kram. So etwas wollen wir hier nicht. Jahrelang war es den fetten und hochmütigen Bauern prächtig gegangen, weil polnische und russische »Zwangsarbeiter«, im Nazi-Reich schönfärberisch „Fremdarbeiter“ genannt, die Arbeit auf den Höfen erledigt und dafür gesorgt hatten, dass die Speicher voll waren. Und nun diese Invasion von hungrigen und dreckigen Flüchtlingen, die alle um Hilfe baten …
Alle, die mal auf der Flucht waren oder aus der Heimat vertrieben, alle, die in tiefster Not einen Bauern um einen Bissen Brot gebeten haben, mussten lernen: Meide den deutschen Bauernhof! Es sei denn, du besitzt eine Schusswaffe oder ein bisschen Familienschmuck. Für deinen Siegelring darfst du möglicherweise sogar den bäuerlichen Abort benutzen. Und bringst du einen wertvollen Teppich oder einen Flügel mit, kannst du darauf hoffen, den Bauernhof mit drei Möhren oder zwei Eiern zu verlassen, ohne dass dich der Hofhund zerfleischt…
Dann aber machte das deutsche Wirtschaftswunder der Bettelei ein Ende. Zum Ausgleich durften die Bauern nun um ihrer Profite Willen die Fettleibigkeit der Bevölkerung billigend in Kauf nehmen, weil sie es nicht besser wussten, obwohl ein großer Teil von ihnen sogar ein Diplom in der Tasche hatte. Die Bauern erwiesen sich in der Folgezeit als arme, hilflose, aber auch liebenswerte Tölpel, die von einer heimtückischen Industrie, von Verbrauchern und den europäischen Behörden über den Tisch gezogen wurden, obwohl Dürre und Überschwemmung immer abwechselnd ihre Ackerflächen ruinierten und alle ihre Gesuche um ein bisschen höhere Subventionen immer wieder brutal abgeschmettert wurden, während sie selbst im Fernsehen notgedrungen nach einer opferbereiten Ehefrau suchen mussten…
Heute gilt der deutsche Bauer als größter Umweltverbrecher im Land nach dem Auto. Übelwollende Veganer behaupten, darüber würden auch keine Traktoren-Demos hinweg-täuschen, im Gegenteil, man müsse sich fragen: Wieso können Bauern eigentlich nicht zu Fuß demonstrieren, wie andere Leute auch? Und sie verlangen, man solle die ganze Schweinebande kopfüber in ihre Komposthaufen stecken.
Doch das ist zutiefst ungerecht: Die Trecker sind die Panzer der kleinen Leute, und dass die Bauern gemeinsame Sache machen mit den Klimaklebern von der letzten Generation, das ist großartig und beweist: Hier arbeiten Tradition und Moderne Hand in Hand. Und dass etliche Führungskräfte der Grünen tagtäglich im Fernsehen mit ihrem Erscheinungsbild für die Massentierhaltung demonstrieren, zeigt, wie harmonisch die Beziehung von Billigfleischtheke und politischer Verantwortung funktioniert.

Januar 2024


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