Bevor der Hase drei Mal gackert
Trotzalledem: Ostern breitet sich immer mehr aus. Jetzt fangen auch schon die Japaner damit an. Nur: Statt Ostereiern werden dort kleine Sushi-Portionen in Jute-Säckchen von Kindern im Garten versteckt, die von Eltern und Großeltern gesucht werden müssen. In Indien dürfen nur die heiligen Kühe Ostereier suchen, im Iran müssen verschleierte Mullahs und ihre Ehefrauen in Moscheen versteckte Spiegeleier aufspüren, auf Jamaika setzt es sich immer mehr durch, Ostereier zu rauchen, und in Saudi Arabien werden Frauen, die sich weigern, ihren Ehemännern an den Ostertagen ununterbrochen die Eier zu kraulen, Hände und Füße abgehackt.
Sollte man nicht endlich einen Schlussstrich unter Ostern ziehen? Dieses ekelhafte Verbrechen, die Kreuzigung, ist über 2.000 Jahre her, und der Glaubens-Hintergrund von Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag ist doch kaum noch jemandem zu vermitteln. Versteckte Jesus damals Eier für die Jünger? Und was meint der Papst, wenn er in seinem Ostergrußwort behauptet: „Bevor der Hase zweimal gekräht hat, wird der Erzbischof von Köln drei goldene Eier legen!“
Also, was die kirchlichen Feiertage betrifft: Die Gläubigen können meinetwegen (unbezahlt) feiern, was und wann sie wollen. Ich plädiere aber dafür, Geburtstagsfeier und Auferstehungsgedenken für den Religionsstifter mit der seltsamen Parthenogenese auf einen Tag zu legen: Dann steht zur Abwechslung mal eine Kompanie Osterhasen um die Krippe. Oder es hängt ein Weihnachtsmann am Kreuz.
(aus „Summa Summarum“, Westend-Verlag)
12. April 22